Es ist wirklich verrückt, was sich momentan so tut. Wie schnell jetzt alles geht. Ich war nur fünf Tage lang weg und hab so viel versäumt. An jeder Ecke des Gartens neues Grün, neue Blüten, neue Pflänzchen. Und ganz nebenbei auch ein neuer, selbstgetischlerter Gartentisch aus Lärchenholz, der schon ganz bald der Mittelpunkt unserer sommerlichen Genussmomente sein wird. Der Rhabarber lässt sich zaghaft blicken, die Erdbeeren setzen Blüten an und die Kräuter sind nun endlich wieder rundum einsatzfähig. Das Maiglöckchengrün unter den Ribiseln weckt Hoffnungen auf ein weißes Blütenmeer und die Wiese unter den Obstbäumen strahlt dir in sattem Goldgelb entgegen. Sattes Löwenzahngelb, um genauer zu sein.
Letzte Woche war meine Mama hier bei mir in Wien zu Besuch. Einen Tag haben wir uns dem Shopping-Wahnsinn hingegeben – mit minderem Erfolg. Neben all dem Geschirr und den Küchenutensilien in der Tasche ist eben wenig Platz für Schuhe. Den zweiten Tag haben wir mit orientalischem Frühstück am Naschmarkt gestartet. Jede Menge Hummus, fluffiges Pitabrot und eine Mango-Lassi… mmmh! Als ich auf die Bank stieg, um mein Frühstück für die Linse ins perfekte Licht zu rücken, erntete ich allerdings skeptische Blicke vom Mitarbeiter. Fotos wie diese kannst du übrigens auf meinem Instagram-Account sehen – klicke einfach auf das Icon unter meinem Blog-Logo! Da das Döschen für Kumin schon lange leer im Gewürzeschrank steht, wollte ich die Gelegenheit gleich nutzen und mich nach dem Frühstück am Naschmarkt auf die Suche machen. Seit mein Bruder eine Packung Kumin aus einem türkischen Supermarkt in Graz nachhause brachte, bin ich süchtig. Und jetzt auf Entzug. Das Zeug gibt’s echt nirgends. Als wir auch am letzten Gewürzstand nicht fündig wurden, machte sich Skepsis breit. Am Naschmarkt bekommt man ja eigentlich sogar Früchte, die wie Tiere aussehen. Nur mein geliebtes Kumin, wovon ich nicht mal genau wusste, was es eigentlich ist, fanden wir nirgends. Also fragte ich beim lieben Herrn Gewürzverkäufer nach. Auf meine Frage hin, ob er denn auch Kumin im Angebot hätte, zeigte er nickend auf die Kreuzkümmelpackung. Wie? Kreuzkümmel? „Ja, Kumin ist nur die lateinische Bezeichnung für Kreuzkümmel.“, sagte der Herr Gewürzverkäufer. Nach einem überraschten und peinlich berührten „Oh“ zogen wir von Dannen. Jetzt standen da nicht nur ewig zwei idente Gewürze in separaten Dosen in unserem Gewürzschrank, es wurde auch mit beidem fleißig gewürzt. Im Endeffekt hatte ich also überall die doppelte Dosis Kreuzkümmel drinnen. Aber ich hätte schwören können, dass unser türkisches Kumin anders, besser geschmeckt hat, als sein Schranknachbar Kreuzkümmel. Vermutlich weißt du besser Bescheid als ich und wurdest bei der Zutatenliste für die Karotten-Ingwersuppe bereits skeptisch. Jetzt kannst du dich über meinen beschämenden Fehler allerdings nicht mehr lustig machen, Kumin wurde bereits zu mehr Kreuzkümmel. Noch peinlicher war mir nur, als eine Freundin und ich letztens im falschen Seminar saßen. Irgendetwas kam uns komisch vor, als die Aufgabe verlangt wurde, von der wir zuvor noch nie gehört haben. Die Mail, in der die Aufgabenstellung stand, haben wir nie bekommen. Als Beweis wurde sogar der Verlauf vorgelesen. Nach kurzer Diskussion meinte die Professorin: „Sie wissen aber schon, dass das hier Seminar X und nicht Seminar Y ist, oder?“. Nein. Völlig ausgeschlossen. Also entschieden wir uns dazu, der Professorin einzureden, dass sie falsch sei. Die stritt das vehement ab. 30 Studierende im Raum pflichteten ihr bei. Dabei waren wir uns so sicher. Ich hab mein Zeug noch nie so schnell zusammengepackt, war noch nie so schnell bei einer Tür und hatte noch nie einen so roten Kopf. Ich könnte die Liste meiner Fauxpas noch ewig weiterführen. Aber um meiner selbst willen verlegen wir das.
Zurück zum satten Löwenzahngelb. Löwenzahn kann viel mehr, als nur hübsch auszusehen. Mit den jungen Blättern kann man Salate oder einen Spinatstrudel aufpeppen. Als Pesto schmecken sie hervorragend zu Dinkelnudeln und in einer Soße gut zu Gegrilltem. Auch im grünen Smoothie machen sie sich sehr gut. Die Knospen verfeinern Honig oder herzhafte Speisen. Leicht angeröstet sind sie eine super Beilage zu Fisch. Aber wenn du richtig angeben willst, machst du damit Löwenzahnkapern – in Essig eingelegte Löwenzahnknospen, die ein echtes Allroundtalent für kalte Vorspeisen, die Jause oder Salate sind. Wenn du sauber arbeitest, sind sie sehr lange haltbar. So hast du auch im Winter etwas, das dich an warme Frühlingstage erinnert. Außerdem ist so ein Glas Löwenzahnkapern ein ideales Mitbringsel. Die Knospen sammelst du am besten auf Wiesen und Waldrändern, die der Straße und gedüngten Äckern fern sind. So brauchst du dir keine Sorgen um Schadstoffe zu machen. Eine reine Löwenzahnwiese, wo sich die Blüten dicht an dicht drängen, ist allemal von Vorteil. Sonst wirst du beim Sammeln der kleinen Knospen nämlich zum Schwammerl. Die schmackhaftesten Knospen verstecken sich zwischen den Blättern, direkt über dem Boden. Deine Fingernägel werden davon übrigens ziemlich dreckig, das geht selbst mit einer Bürste nicht weg. Und zwischen Daumen und Zeigefinger hab ich noch immer einen unappetitlich aussehenden braunen Fleck. Aber sofern du am Tag darauf keinen Job als Handmodel antrittst, sollte das kein Problem sein.
Löwenzahn hat es nicht verdient, wie Unkraut behandelt zu werden. Löwenzahn wirkt appetitanregend und krampflösend. Sowieso unterstützt er alle Verdauungsvorgänge und löst Beschwerden wie Blähungen und Völlegefühl. Löwenzahn unterstützt die Galleproduktion in der Leber, wodurch die Ausscheidung der Galleflüssigkeit und der Fettstoffwechsel begünstigt wird. Das Wiesenkraut kann also auch bei Leberzirrhose, Gallensteinen und Hepatitis helfen. Löwenzahn bringt den Blutzuckerspiegel bei DiabetikerInnen ins Gleichgewicht. Die Wurzel der Pflanze stärkt dich. Sie transportiert Giftstoffe aus dem Körper und unterstützt die Niere, Bauchspeicheldrüse und Milz. Bei Menschen, die Probleme mit Wasser im Körper haben, kann Löwenzahn eine natürliche Abhilfe verschaffen, da er harntreibend wirkt. Anders als bei Tabletten bleiben dem Körper die Mineralstoffe erhalten. Der Löwenzahn versorgt ihn sogar zusätzlich damit. Durch die harntreibende Wirkung ist Löwenzahn, ähnlich wie Brennnessel, ein super Naturprodukt bei Harnwegsinfekten. Dafür eignet sich am besten ein Tee aus der Wurzel. In der stecken die meisten Nährstoffe. Der weiße Pflanzensaft kann Hautunreinheiten wie Pickel oder Hühneraugen bekämpfen. Dafür schmiert man mehrmals täglich etwas der Flüssigkeit auf die betroffenen Stellen. Durch die entzündungshemmende Wirkung hilft der Pflanzensaft auch bei kleineren Wunden. Löwenzahn als Salat liefert dir mehr als die doppelte Menge an Nährstoffen im Vergleich zum Kopfsalat: Es stecken Unmengen an Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E, Calcium, Magnesium, Eisen und Proteine darin. 1
Löwenzahnkapern
Zutaten für ein 500ml-Einmachglas
2 große Hände voll Löwenzahnknospen (~130g)
2 TL Salz
300ml Apfelessig
200ml Wasser
Optional:
10 Senfkörner
5 Fenchelsamen
3 Pfefferkörner
3 Lorbeerblätter
- Wasche die Löwenzahnknospen gründlich in einem Sieb und entferne Gräser, die sich eventuell dazugemogelt haben. Tupfe die Knospen mit einem Tuch trocken.
- Verteile die Knospen in einem verschließbaren Behälter. Der Behälter sollte so groß sein, dass du die Knospen nicht übereinander legen musst. Streue zwei Teelöffel Salz darauf, verschließe die Dose und stelle sie in die Sonne oder auf eine sonnige Fensterbank. Lass sie da mindestens zwei Stunden lang ziehen.
- Reinige dein Einmachglas gründlich – das funktioniert am besten, indem du es mit kochendem Wasser ausspülst.
- Bringe den Essig mit dem Wasser zum Kochen. In der Zwischenzeit kannst du die Gewürze in das gereinigte Glas geben. Du kannst natürlich auch andere Gewürze verwenden.
- Gib die Löwenzahnknospen in das sprudelnde Essigwasser und koche sie darin drei Minuten lang mit. Schöpfe die Knospen ab, gib sie ins Einmachglas und gieße es bis zum Rand mit dem Essigwasser auf.
- Verschließe das Glas, stelle es auf den Kopf und lasse es so auskühlen.
Jetzt musst du deine eingelegten Löwenzahnkapern für mindestens zwei Wochen an einem kühlen, dunklen Ort lagern, bevor du sie probieren kannst. Meine Löwenzahnkapern schlummern im Keller. Und ich hab da schon so meine Ideen, welche Gerichte ich damit verfeinern möchte. In zwei Wochen, wenn die Löwenzahnkapern dann bereit für ihren Einsatz sind, zeige ich dir hier ein frühlingshaftes Rezept, in dem sich die eingelegten Knospen perfekt verwirklichen können!